NordamerikaIm Heimatland der industriellen Intensivlandwirtschaft wurde die Idee der Permakultur ziemlich rasch aufgegriffen. Sie passte gut zu den alternativen Lebensstilen, die sich bis in die 1980er Jahre hielten, insbesondere in Form von „Ökodörfern“ – ganze Gemeinschaften, die Nachhaltigkeit anstrebten. Ein Beispiel ist die kleine Happy Brigade Community in den Bergen bei Santa Cruz in Kalifornien, die sich auf Permakultur-Gestaltung konzentriert und nach wie vor expandiert. Einen etwas anderen Ansatz verfolgt das Bera College Ecovillage in Kentucky, das Unterkünfte für StudentInnen bietet. Im Cougar Hill Ecohamlet im kanadischen Grand Forks lebt ein halbes Dutzend Familien, die Permakultur-Gestaltung praktizieren. Wie jedoch kleinbäuerliche Betriebe aus leidvoller Erfahrung wissen, geht der Vormarsch der subventionierten Intensivlandwirtschaft weiter.1)
KubaNach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 – und bei aufrechtem US-Handelsembargo – verlor Kuba beinahe über Nacht den Zugang zu Erdöl. Während der folgenden „Sonderperiode“ lernte Havanna, wie die Stadt aus einem Umkreis von 50 Kilometern zu 80% mit Nahrungsmitteln versorgt werden konnte. Alle möglichen Gärten entstanden auf Dächern, Parkplätzen und ungenutzten Flächen. Auf Erdöl basierende Chemikalien wurden durch biologische Methoden ersetzt. Trag- und Zugtiere wurden wieder verwendet. Einfallsreichtum war genauso gefragt wie das Fachwissen von Permakultur-ExpertInnen. Kuba wurde unabhängiger. Die Not war real, die Transformation unfreiwillig. Mittlerweile hat sie sich eher in eine Option verwandelt, da Kuba im Austausch gegen die Dienste von LehrerInnen und ÄrztInnen Öl aus Venezuela bezieht. Aber ein Großteil der Veränderungen hat sich bisher gehalten, einfach weil sie sich als weit vorteilhafter erwiesen haben.
PalästinaSelbst in Palästina, inmitten eines gewaltsamen Konflikts, könnte die Permakultur einen positiven Beitrag leisten. Zufällig treffe ich Lucy Michaels in Oxford, gerade bevor sie nach Palästina aufbricht, um an einem Permakultur-Projekt zu arbeiten. Mehrere Monate später schreibt sie mir von dort Folgendes:
„Permakultur ist in Palästina sehr sinnvoll, nicht zuletzt, weil sie große Ähnlichkeit mit der traditionellen ‚Falcha‘-Landwirtschaft aufweist. Alle Permakultur-Projekte, die in jüngster Zeit entstanden sind, sind politisch motiviert – sie sehen sich als Strategie der Eigenständigkeit und als Form des Widerstands gegen die Zerstörung von Land, Ressourcen und Existenzgrundlagen. Solche Projekte eignen sich auch zur Bekämpfung des Gefühls der Hoffnungs- und Machtlosigkeit, das aus der täglichen Zermürbung durch die Besetzung entsteht.“
„In Budrus, einem Dorf in der West Bank, kam es wöchentlich zu einem Austausch von Wissen und Fertigkeiten zwischen palästinensischen Bauern und internationalen Permakultur-AktivistInnen, die gemeinsam gegen die Trennungsmauer gekämpft hatten. Ziel des neuen Projekts war es, einen Bio-Garten zur Unterstützung von Ahmad Awad und 19 Angehörigen seiner Familie anzulegen, die wegen der Mauer ihr Land und ihre Existenzgrundlage verloren hatten. Der Garten gedeiht nun prächtig, aber mit der gemeinsamen Arbeit ist es vorbei, weil es vor Ort politischen Widerstand gegen die Anwesenheit von Israelis im Dorf gibt. Es wurden aber Verbindungen mit einem Nachbardorf aufgenommen, um die gemeinsamen Workshops fortführen zu können.“
„Der Kampf der Beduinen innerhalb von Israel – oft von internationalen AktivistInnen übersehen – ist auch ein Kampf gegen die Enteignung von Land und Vertreibung, die zum Verlust der traditionellen Lebensweise führt. Bustan LeShalom, eine israelisch-palästinensische NGO, betreibt derzeit eine Reihe von Projekten in Beduinengebieten, die von der Permakultur inspiriert sind. Sie bringen alternative Technologien wie Biogas und Solarkühlschränke in „nicht anerkannte“ Beduinendörfer ohne Anschluss ans Stromnetz und erhalten traditionelles Wissen, etwa über lokale Heilpflanzen. Das berühmteste Bustan-Projekt war der Bau einer Strohballen-Klinik in Wadi Na’am, einem nicht anerkannten Dorf, als politische und praktische Stellungnahme zum Fehlen jeder offiziellen Gesundheitsversorgung für die Beduinen.“2)
NepalÜber britische Permakultur-Netzwerke werde ich immer wieder auf Chris Evans und seine Arbeit in Nepal aufmerksam. Er kennt das Land seit Jahren; es ist eben dabei, sich von einem langen und brutal geführten internen Konflikt zu erholen.
„Mehr als 90 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind von der Landwirtschaft abhängig“, schreibt Evans. „Die landwirtschaftlichen Praktiken sind exakt auf das lokale Klima, die Landschaft und die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt. Sie sind eng mit dem Wald und anderen natürlichen Ressourcen verknüpft, um den Grundbedarf an Nahrung, Brennstoffen, Futter, Holz, Heilsubstanzen und anderem zu befriedigen. Aber die Abholzung von Wäldern für die Landwirtschaft hat die Situation verschlechtert.“
„Die Himalayan Permaculture Group (HPG) ist eine kleine Organisation im Westen von Nepal, die Musterstandorte aufgebaut hat, um zu zeigen, wie nachhaltige Landwirtschaft praktiziert … [und] der Ertrag ohne neue Rodungen gesteigert werden kann. Die bisherigen Ergebnisse von HPG sind so ermutigend, dass sie ihre Modelle nachhaltiger Entwicklung, inklusive nachhaltiger Landwirtschaft und Permakultur, zum Teil auf nationaler und sogar internationaler Ebene vermittelt und anwendet.“3)
Copyright New Internationalist1) Siehe u.a.
www.ecovillages.org2) Beispiele für Permakultur in Palästina gibt es unter
www.zatoun.com/treesforlife.htm und
www.bustan.org 3) Chris Evans arbeitet für Appropriate Technology Asia (
www.atasia.org.uk)
ÖsterreichDas in Österreich wohl bekannteste Perma-Kulturprojekt ist der Krameterhof in Ramingstein im Lungau, gelegen auf 1.300 Meter Seehöhe, von Sepp und Veronika Holzer.
Der nicht unumstrittene, gerne als „Agrarrebell“ tituierte Holzer hat mehrere Bücher zum Thema Permakultur verfasst und betätigt sich als Berater. Der Hof kann gegen Gebühr besichtigt werden.
www.permakultur.net www.arche-noah.at/etomite/ www.krameterhof.at